Legende des hl. Niklaus [Drucken / PDF]

(teilw. nacherzählt aus: Morgenthaler Verena, Die Legende von Sankt Nikolaus, Orell Füssli Verlag)

Vor langer Zeit lebte in Patara, das ist eine Stadt im Morgenland, ein Knabe. Der hiess Nikolaus. Seine Eltern starben, als er noch ein Kind war. Weil seine Eltern reich waren, musste Nikolaus aber keinen Hunger und Durst haben. Auch ü die Kleider war gesorgt. Aber Mutter und Vater fehlten ihm und er war sehr traurig. Da stiess er einmal mit dem Fuss gegen einen Tonkrug. Der zerbrach. Aus dem Tonkrug heraus fielen Schriftrollen. Eine davon nahm er auf und er begann zu lesen. Diese Geschichte kannte er. Seine Mutter hatte sie ihm oft erzählt. Sie steht in der Bibel.
Da stand (Lk 16,19ff):
"Es war einmal ein reicher Mann, der hatte immer die besten und teuersten Kleider. Er hatte alles, was er wollte. Vor seiner Haustüre, da lag ein Armer, der hiess Lazerus. Lazerus war krank. Lazerus war gar nicht schön. Die Krankheit hatte seiner Haut Beulen und Wunden gemacht. So lag Lazerus vor der Tür des Reichen und wartete darauf, dass er von den Abfüllen, die man hinauswarf, etwas bekam. Lazerus war so schwach, dass er sich gegen niemanden wehren konnte, wenn man ihm etwas zuleid tat."
Als Niklaus das las, dachte er bei sich: Gleiche ich nicht auch jenem reichen Mann in der Geschichte? Ich habe immer genug zu essen, schöne Kleider, alles, was ich will. Draussen vor der Stadtmauer sitzen die Armen. Sie habe ich ganz vergessen. Gleich morgen früh gehe ich hinaus und bringe von meinen Sachen. So ging er am nächsten Morgen vor die Stadt. Er dachte daran, wie früher seine Mutter mit Essen, Decken und Salben vor die Stadt ging und alles den Armen verteilte. Jetzt machte er es wie seine Mutter. Er merkte wie froh er dabei wurde, weil er den Menschen vor der Stadtmauer eine Freude machte. Den Kindern in den dunklen Gassen brachte er Früchte und Nüsse, die er in seinem Garten fand.
Viele Jahre später wurde Niklaus Bischof in der Stadt Myra. Er war immer noch gut zu den Armen. Er half, wo Menschen in Not waren, so wie er es immer getan hatte. Er wollte so leben, wie es Jesus von ihm wollte. An seinem Geburtstag aber zog er immer mit seinem Eselchen durch die Stadt und verteilte den Kindern Äpfel, Nüsse, Mandarinen. Der Bischof starb am 6. Dezember. Darum denken wir besonders in diesen Tagen an ihn, und wir gehen wie Bischöfe gekleidet zu den Menschen, damit sie nicht vergessen, wie gut der Bischof Nikolaus war.